Die deutsche Wirtschaft wächst nach der Krise rekordverdächtig - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern. Rekordhalter im negativen Sinne ist Deutschland in einem anderen Bereich, nämlich bei den Löhnen. Während in den meisten anderen Industrieländern die Löhne in den vergangenen zehn Jahren stiegen - im Schnitt um ein Viertel - schrumpfte das reale Durchschnitts-gehalt in Deutschland.
So hatten die Deutschen vor zehn Jahren noch viereinhalb Prozent mehr Geld zur Verfügung als heute. Das zeigten die inflationsbereinigten Zahlen, die die internationale Arbeitsorganisation ILO am Mittwoch (15.12.2010) vorlegte.
Auch wenn in anderen Ländern die Löhne in den vergangenen zehn Jahren real angestiegen sind, die Wirtschaftskrise hat den Anstieg kräftig gedämpft. Während 2006 und 2007 die Arbeitnehmer weltweit im Schnitt bis zu 2,8 Prozent mehr Lohn in der Tasche hatten, waren es in den beiden folgenden Krisenjahren nur noch etwa eineinhalb Prozent mehr.
Die Zeche für die weltweite Wirtschaftskrise haben aus Sicht der UN-Arbeitsorganisation ILO damit vor allem die Beschäftigten bezahlt. Und das spiegelt sich auch in der Zahl der Arbeitslosen wider. Gegenüber 2007 sei die Zahl der Arbeitslosen weltweit um knapp 30 Millionen auf rund 207 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen.
Keine der führenden Industrienationen steht im weltweiten Wettbewerb besser da; Deutschland ist Europas Konjunkturlokomotive auf dem Weg aus der Wirtschafts- und Finanzkrise. Gerade wegen des flexiblen Arbeitsmarktes galt Deutschland so manchem anderen als Paradebeispiel dafür, wie man gut durch eine Wirtschaftskrise kommt. Beispiel: Kurzarbeit. Unternehmen haben in der Krise ihre Mitarbeiter nicht entlassen, sondern auf Kurzarbeit umgestellt. Das bedeutet: Die Arbeitnehmer arbeiteten vorübergehend nicht mehr, wurden aber nicht entlassen. Ihr Gehalt wurde zu einem Teil von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt, zum anderen von den Unternehmen.
So hielt sich der Anstieg der Arbeitslosenzahlen auch in der Krise in Grenzen. Das lobte die ILO: Durch "intelligente Arbeitsmarktinstrumente" und einen "guten Dialog mit den Sozialpartner" seien die Beschäftigung stabil geblieben und die Löhne nur leicht gesunken. Die Kurzarbeitsregelung sei eine "gute Investition" gewesen, die Entlassungen verhindert und die Binnennachfrage gestützt habe.
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